Mittwoch, 21. Januar 2015

8D-Report - Werkzeug zur Problembehandlung TEIL I

"Bitte lassen Sie uns Ihren vollständig ausgefüllten 8D-Report innerhalb von 21 Tagen ab Reklamationsdatum schriftlich zukommen!"

So oder so ähnlich müssen sich viele Qualitätsmanager in Ihrem Alltag mit dem sogenannten 8D-Report beschäftigen. Die oben genannte Aussage kommt von Kunden im Rahmen von Beanstandungen. Eine Beanstandung (bzw. Reklamation) ist der Ausdruck eines Kundens über ein, aus seiner Sicht, fehlerhaftes Produkt. Durch das Drängen auf einen 8D-Report, besonders im Bereich der Automobil- und Automobilzulieferindustrie, ist dieses effiziente Werkzeug zu einem lästigen Dokument bei der Reklamationsbearbeitung verkommen. Doch betrachtet man die Logik hinter dem 8D-Report, so wird man entdecken, dass es nicht ein Werkzeug zur Reklamationsbearbeitung ist, sondern ein Werkzeug für das effiziente beheben von Problemen. Damit ist der 8D-Report auch für interne Probleme anwendbar. Aber schauen wir uns zu erst den "8D-Report" im Rahmen der Reklamationsbearbeitung genauer an.

Was heißt "8D-Report"?

Diese Fragen stellen viele Anwender und es gibt eine einfache Antwort: 8 Disziplinen Report. Das Tool beinhaltet 8 Disziplinen oder Schritte, welche logisch auf einander aufgebaut sind und nacheinander abgearbeitet werden müssen, um ein effizientes Ergebnis zu erzielen.

Die acht Disziplinen des 8D-Reports

Der Report ist logisch aufgebaut und startet mit der ersten Disziplin
1. Team bilden
. Dieser Aspekt ist der wichtigste und wird deswegen auch an erster Stelle genannt. Die Lösung in einem Team ist nachweislich besser als die Lösung eines einzelnen. Damit setzt die Logik des 8D-Reports auf die kollektive Intelligenz. Dabei sei nochmal erwähnt, dass Team nicht die abgegriffene Abkürzung für "Toll Ein Anderer Machts" ist, sondern möglichst viele Fachbereiche bzw. -kenntnisse vereint werden sollen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Im Team wird ein Teamleiter bestimmt, welcher sich federführend um die Einhaltung der Logik der 8D-Methode und um die Einhaltung von Terminen und Absprachen kümmert. Ebenfalls übernimmt der Teamleiter die organisatorischen Aufgaben im Rahmen der Abarbeitung der einzelnen Disziplinen.

2. Problembeschreibung

Im zweiten Schritt soll das Problem beschrieben werden. In häufigen Fällen drängt die Zeit und der 8D-Report muss unter Streß erstellt werden. Dennoch ist dieser Schritt entscheidend für die weitere Arbeit und das schlussendliche Ergebnis des Reports. Nur mit einer detaillierten und zutreffenden Problembeschreibung kann eine effiziente Arbeit mit den versammelten Kollegen aus den Fachbereichen durchgeführt werden. Für die Detaillierung des Problems empfehlen sich einige Fragen:

  • Um welches Bauteil/Um welche Dienstleistung handelt es sich?
  • Zu welcher Störung hat der Fehler geführt?
  • Wo ist der Fehler zum ersten Mal aufgetreten/erkannt worden?
  • Wer hat den Fehler erkannt? Wer hat den Fehler gemeldet?
  • Wie wurde der Fehler erkannt?
  • Wie viele Bauteile sind ausgefallen?
  • Wie viele betroffene Bereiche gibt es durch die Störung?
  • Wann ist die Störung aufgetreten?
  • ...

Durch eine Reklamation wird durch den Kunden häufig enormer Druck ausgeübt. Es sollen Antworten in möglichst kurzer Zeit geliefert werden - und das müssen selbtsverständlich die korrekten Antworten und somit die nachhaltige Behebung des Problems sein. Das dieses häufig widersprüchlich ist, muss nicht erwähnt werden.
Ein erfahrener und geschätzter Geschäftsführer eines Zulieferkonzerns hat im Rahmen einer großen Reklamation einmal folgendes gesagt:
"Stellen Sie sich alle jetzt folgende Fragen:
1. Ist jemand zu Tode gekommen?
2. Ist jemand verletzt?
Wenn Sie beides mit "Nein" beantworten können, dann nehmen sie sich die Zeit, welche Sie benötigen, um einen guten und effizienten 8D-Report zu schreiben."
Die Botschaft dieser Aussage war folgende: So lange kein Mensch zu Schaden gekommen ist, kann alles mit Geld bezahlt werden und es istt alles "nur" ein Job, in dem viele Dinge mit einem viel zu großen (und häufig auch falschen) Fokus betrachtet werden und das Wesentliche aus den Augen verloren wird. Daraus abgeleitet die Botschaft für den 8D-Report und besonders auch für die zweite Disziplin: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um das Problem zu beschreiben. Ohne eine korrekte Problembeschreibung können Sie keine Sofortmaßnahmen definieren, welche die dritte Diszipln darstellen.

3. Sofortmaßnahmen

Bei vielen Personen in der Praxis wird sich intuitiv nicht um Sofortmaßnahmen gekümmert, sondern direkt Maßnahmen definiert, welche das Problem abstellen sollen. Damit wird jedoch die Kundenorientierung außer Acht gelassen, welche so wichtig ist und im Rahmen einer Reklamation noch viel wichtiger ist. Als Empfänger der Reklamation muss man sich immer vor Augen halten, dass der Kunden einem die Chance gegeben hat sich zu verbessern (unabhängig eines bestehenden doppelten Abhängigkeitsverhältnisses). Der Kunde ist durch das fehlerhafte Produkt verärgert und möchte zu aller erst selbst ohne weitere Störungen weiterarbeiten. Um dieses zu ermöglichen müssen Sofortmaßnahmen in dem Maße definiert werden, dass der Kunde keine weiteren fehlerhaften Produkte erhält. Sofortmaßnhamen behandeln somit nur die Symptome und nicht die Ursache. In der betrieblichen Praxis der produzierenden Industrie werden häufig 100%-Kontrollen durchgeführt und der Kunde dadurch mit "reiner" Ware versorgt, sodass dieser ohen Störungen weiterarbeiten kann.
Sofortmaßnahmen sind mit einem zeitlichen Horizont belegt. Sie müssen so lange aufrecherhalten werden, bis die tatsächliche Ursache des Problems behoben ist. Vielen Unternehmen muss man dennoch mit auf den Weg geben, dass eine Behandlung von Symptomen keine Ursachenbekämpfung ist!
Nach der Einführung der Sofortmaßnahmen empfiehlt es sich für die Steigerung der Kundenzufriedenheit den Report mit den ersten drei Disziplinen (3D-Report) an den Kunden als Zwischenstand zu senden. Bei vielen großen Kunden hat es sich eingebürgert, dass der 3D-Report innerhalb von 24 Stunden zugesandt werden muss. Sollte diese Vorgabe nicht bestehen, empfiehlt es sich dennoch eine eigene interne Zielvorgabe für den 3D-Report festzulegen, um der Reklamationsbearbeitung eine entsprechende Priorität einzuräumen.

Mit dem 3D-Report und damit der Absolvierung der ersten drei Disziplinen des 8D-Reports beenden wir den ersten Teil. Im zweiten Teil stellen wir die restlichen Disziplinen vor. Der im dritte Teil befasst sich mit dem 8D-Report als Werkzeug zur kontinuierlichen Verbesserung und wir zeigen, dass der 8D-Report eine Methode zur Verbessung ist und nicht nur ein lästiges Mittel zur Beruhigung des Kundens darstellt.

Dienstag, 20. Januar 2015

Erweiterung für Antworten auf Reklamationen

In einer spannenden Diskussion mit Kollegen haben wir das Thema "Produkthaftung" besprochen. Jedem der Gesprächsteilnehmer waren die üblichen Mittel der Reklamation (ausgestellt durch den Leistungsempfänger bei mangelhafter Leistungserbringung) und der Antwort auf diese in Form eines Fehlerberichts, 8-D Report o.Ä. (ausgestellt durch den Reklamationsempfänger; dem Leistungserbringer) bekannt. Für uns alle stellte sich jedoch die Frage, ob bereits die Antwort auf eine erhaltene Reklamation mittels eines Formblattes ein Zugeständnis ist und gegebenenfalls dadurch zu Ansprüchen vom Leistungsempfänger kommen kann. Niemand von uns konnte das direkt beantworten und wir haben Kontakt mit einem befreundeten Anwalt aufgenommen. Dieser fand den Gedanken sehr interessant und hat uns folgende Erweiterung für formgebundene Antworten auf Reklamationsschreiben empfohlen (am Beispiel des 8D-Reports):

Dieser 8D-Report ist eine vorläufige, auf dem derzeitigen Erkenntnisstand beruhende ausschließlich technische Stellungnahme. Er trifft keine Aussagen zu vertraglich oder gesetzlichen Haftungs- und Ersatzansprüchen und enthält oder begründet weder direkt noch indirekt eine Anerkenntnis für gleich welche Ansprüche.

Wir als Pragmatiker finden den Weg über Anwälte und die immer weitere Absicherung durch Anwälte nicht den korrekten Weg. Dennoch kann man in gewissen Situationen dazu gezwungen sein. Solche Situationen ergeben sich häufig mit "schwierigen Kunden". Bei diesen Kunden empfehlen wir eine Erweiterung im oben genannten Sinne.
Es sei aber nochmals darauf hingewiesen, dass auch wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit bevorzugen und diese als oberste Maxime sehen! Für den Fall der Fälle, müssen wir aber leider Vorsorge treffen...


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Freitag, 16. Januar 2015

DGQ-Studie zum Bildungsdefizit in Deutschland

Eine interessante Studie der DGQ wurde im vergangenen November veröffentlich. Das Ergebnis dieser Studie zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Unternehmen nicht ausreichend auf die Studiums- und Berufswelt vorbereitet werden. Der zukünftige, wichtige Bedarf an qualifiziert und fachbezogen ausgebildeten Schulabsolventen wird immer entscheidender. Mit dem demographischen Wandeln werden die Anforderungen weiterhin steigen. Damit wird ein weiterer "Kunde" unserer Schulen sichtbar: Die Unternehmen.
Es zeigt sich, dass der Ansatz aus dem Beitrag Qualitätsmanagement an Hamburgs Schulen in die richtige Richtung weist.
Wir werden weiterhin die qualitative Ausbildung und Unterrichtung unserer nächsten Generationen unterstützen und sehen mehr denn je eine Forderung nach kundenorientierten Qualitätsmanagementsystem an Schulen.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Qualitätsmanagement in Hamburgs Schulen

Ein interesssantes Interview mit Bildungssenator Rabe aus der freien Hansestandt Hamburg wurde veröffentlicht. Der Senator will ein Qualitätsmanagement in Schulen aufbauen und damit eine Vorreiterrolle unter den Bundesländern einnehmen.

Fraglich dabei bleibt, ob der Fokus auf das Ergebnis des Lernens ausreichend ist. Nach Rabes Meinung muss das Qualiltätsmanagement an Schulen "ergebnisorientiert" sein. Dabei sollen die Schulen mindestens ein Mal im Jahr kontrolliert werden und von den zuständigen Behörden bei Verbesserungsprozessen unterstützt werden.

Nach der Auffassung der Industrie und vorallem der Normen muss ein kundenorientiert sein. Nun kann man dem Senator Rabe unterstellen, dass er eine Ergebnisorientierung als die Kundenorientierung definiert. Doch es stellt sich die Frage, ob es ausreichend ist, die Ergebisse zu betrachten und reaktiv mit der von Coaches aus den Behörden die Ergebnisse der Schulen verbessert. Nun drehe man den Spieß mal um und denke an eine proaktive Verbesserung an Schulen. Diese kann nur dann anfangen, wenn die Prozess eindeutig definiert sind und man umgangssprachlich weiß, was man tut. Selbstredend sind Schulen stark regulierte Institutionen und füllen den Bildungsauftrag der Länder aus. Dennoch sind noch immer hohe Freiheitsgrade möglich und in der Realität auch vorhanden. Man betrachte dabei nur die Möglichkeiten der Erfüllung der Lehrpläne: So wie vor vielen Jahren oder mit neuen Methoden? Die meisten Schüler (und womöglich auch viele besorgte Eltern) würden letzteres bevorzugen. Es stellt sich dann aber die Frage, was für neue Methoden sollen angewandt werden. Darauf geht der Senator Rabe ebenfalls ein und äußert sich dahingehend, dass hervorragende Lehrkräfte in einem Team zusammen gestellt werden und dieses Team "geht an Schulen, hospitiert im Unterricht und berät Lehrer pädagogisch – wie Coaches. Das wird sehr gut angenommen." Offen bleibt in seinen Ausführungen jedoch, wo er den "Kunden" als Leistungsempfänger sieht. Als grundlegendes Merkmal eines guten Unterrichts (und damit wohl auch eines qualitativ guten Unterricht und damit auch von zufriedenen Kunden) ist eine möglichst geringe Quote an Ausfallstunden. Der grundsätzliche Ansporn die Kinder und Jugendlichen an den Schulen nicht frühzeitig nach Hause zu schicken ist ein guter Ansatz!

Aus unserer Sicht bleibt es nicht aus, dass sich Schulen mit ihren Prozessen und hierbei im besonderen, wie in der Wirtschaft, mit den Leistungsprozessen beschäftigen. Ein spannendes Projekt wäre doch die Erstellung einer Prozesslandkarte in einer Schule. Darauf aufbauend die Weiterentwicklung des Prozessgedankens und daraus abgeleitet die ständige Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Aus unserer Sicht ein Projekt mit Zukunft und ein Projekt mit hoher sozialer Verantwortung.

"Der Lehrer hat den Rohstoff unseres Landes in der Hand." (Matthias Platzek)

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Start in das Jahr 2015

Es bleibt spannend im Bereich des Qualitätsmanagements! Wir werden auch zu Beginn des Jahres unsere Beiträge zur anstehenden Revision der ISO 9001 fortführen. Allgemein betrachtet sehen wir das gesamte Jahr 2015 eindeutig durch die Normrevision geprägt. Neben der Revision der Norm ISO 9001 werden wir uns mit den tangierenden Normen und Bereichen ebenfalls auseinander setzen.

Direkt im Januar führen wir unsere Beitragsreihe zur Normenrevision mit folgenden Themen fort:

Die Logik der anstehenden Normrevision ISO 9001:2015

Wandel der Normenphliosophie

Das Auditwesen auf neuen Werten mit der Normrevision ISO 9001:2015

Dokumentierte Informationen vs. Dokumentierte Verfahren

Die Rolle des Qualitätsmanagementbeauftragten und des Beauftragten der obersten Leitung

Risikoanalyse: Wie umsetzen?

Neben der Revision der Norm ISO 9001 werden wir auch rechtliche Aspekte im Qualitätsmanagement beleuchten und freuen uns natürlich auf die Fragen und Beiträge unserer Leser, die wir beantworten dürfen.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2015

Wir wünschen allen Followern ein besinnliches und gutes Weihnachtsfest im Kreise der Angehörigen und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2015!

Montag, 22. Dezember 2014

HLS - High Level Structure

In vielen Berichten in Fachzeitschriften und auf vielen Bildungsveranstaltungen wird immer wieder die neue "High Level Structure" der Norm ISO 9001 angesprochen. Da nicht alle Anwender der Norm bereits auf Seminaren waren, wollen wir gern einen Einblick in die Hintergründe und die Auswirkungen der neuen Normkapitelstruktur geben und damit verbunden natürlich auch auf die einzelnen Kapitel eingehen.

Ein sicherer Aspekt für die Anwender ist bereits Folgender: Die hier vorgestellte Kapitelstruktur ist bereits verabschiedet und wird sich somit in der neuen Revision ISO 9001:2015 wiederfinden.
Mit der neuen High Level Structure will die ISO eine grundlegende Struktur für den inhaltlichen Aufbau von Managementsystemnormen schaffen. Als weitere Norm wird z.B. auch die ISO 14001 (Umweltmanagementsysteme) in der kommenden Revision die High Level Structure übernehmen.

Die High Level Structure wurde wie folgt festgelegt:


1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe und Definitionen
4. Kontext der Organisation

- Verstehen der Organisation und ihres Zusammenhangs
- Erfordernisse und Anforderungen
- Anwendungsbereich
- Managementsystem

5. Führung

- Allgemeines
- Verpflichtung der Leitung
- Politik
- Organisatorische Funktionen, Verantwortungen und Befugnisse

6. Planung

- Maßnahmen zur Erkennung von Risiken und Chancen
- Ziele und Pläne zu deren Erreichung

7. Unterstützung

- Ressourcen
- Kompetenz
- Bewusstsein
- Kommunikation
- Dokumentierte Information

8. Betrieb

- Betriebliche Planung und Lenkung

9. Leistungsbewertung

- Überwachung, Messung, Analyse und Beurteilung
- Internes Audit
- Managementbewertung

10. Verbesserung

- Nichtkonformität und Korrekturmaßnahmen
- Ständige Verbesserung



Diese neue Struktur enthält noch einige bekannte Elemente aus dem derzeitigen Aufbau der ISO 9001-Norm (ISO 9001:2008), zeigt aber dennoch in ihrem Aufbau und Logik gravierende Unterschiede.

Den Aufbau und die dahinterliegende Logik werden wir Anfang des Jahres 2015 thematisieren und unseren Leser näher erläutern.