Dienstag, 20. Januar 2015

Erweiterung für Antworten auf Reklamationen

In einer spannenden Diskussion mit Kollegen haben wir das Thema "Produkthaftung" besprochen. Jedem der Gesprächsteilnehmer waren die üblichen Mittel der Reklamation (ausgestellt durch den Leistungsempfänger bei mangelhafter Leistungserbringung) und der Antwort auf diese in Form eines Fehlerberichts, 8-D Report o.Ä. (ausgestellt durch den Reklamationsempfänger; dem Leistungserbringer) bekannt. Für uns alle stellte sich jedoch die Frage, ob bereits die Antwort auf eine erhaltene Reklamation mittels eines Formblattes ein Zugeständnis ist und gegebenenfalls dadurch zu Ansprüchen vom Leistungsempfänger kommen kann. Niemand von uns konnte das direkt beantworten und wir haben Kontakt mit einem befreundeten Anwalt aufgenommen. Dieser fand den Gedanken sehr interessant und hat uns folgende Erweiterung für formgebundene Antworten auf Reklamationsschreiben empfohlen (am Beispiel des 8D-Reports):

Dieser 8D-Report ist eine vorläufige, auf dem derzeitigen Erkenntnisstand beruhende ausschließlich technische Stellungnahme. Er trifft keine Aussagen zu vertraglich oder gesetzlichen Haftungs- und Ersatzansprüchen und enthält oder begründet weder direkt noch indirekt eine Anerkenntnis für gleich welche Ansprüche.

Wir als Pragmatiker finden den Weg über Anwälte und die immer weitere Absicherung durch Anwälte nicht den korrekten Weg. Dennoch kann man in gewissen Situationen dazu gezwungen sein. Solche Situationen ergeben sich häufig mit "schwierigen Kunden". Bei diesen Kunden empfehlen wir eine Erweiterung im oben genannten Sinne.
Es sei aber nochmals darauf hingewiesen, dass auch wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit bevorzugen und diese als oberste Maxime sehen! Für den Fall der Fälle, müssen wir aber leider Vorsorge treffen...


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Freitag, 16. Januar 2015

DGQ-Studie zum Bildungsdefizit in Deutschland

Eine interessante Studie der DGQ wurde im vergangenen November veröffentlich. Das Ergebnis dieser Studie zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler aus Sicht der Unternehmen nicht ausreichend auf die Studiums- und Berufswelt vorbereitet werden. Der zukünftige, wichtige Bedarf an qualifiziert und fachbezogen ausgebildeten Schulabsolventen wird immer entscheidender. Mit dem demographischen Wandeln werden die Anforderungen weiterhin steigen. Damit wird ein weiterer "Kunde" unserer Schulen sichtbar: Die Unternehmen.
Es zeigt sich, dass der Ansatz aus dem Beitrag Qualitätsmanagement an Hamburgs Schulen in die richtige Richtung weist.
Wir werden weiterhin die qualitative Ausbildung und Unterrichtung unserer nächsten Generationen unterstützen und sehen mehr denn je eine Forderung nach kundenorientierten Qualitätsmanagementsystem an Schulen.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Qualitätsmanagement in Hamburgs Schulen

Ein interesssantes Interview mit Bildungssenator Rabe aus der freien Hansestandt Hamburg wurde veröffentlicht. Der Senator will ein Qualitätsmanagement in Schulen aufbauen und damit eine Vorreiterrolle unter den Bundesländern einnehmen.

Fraglich dabei bleibt, ob der Fokus auf das Ergebnis des Lernens ausreichend ist. Nach Rabes Meinung muss das Qualiltätsmanagement an Schulen "ergebnisorientiert" sein. Dabei sollen die Schulen mindestens ein Mal im Jahr kontrolliert werden und von den zuständigen Behörden bei Verbesserungsprozessen unterstützt werden.

Nach der Auffassung der Industrie und vorallem der Normen muss ein kundenorientiert sein. Nun kann man dem Senator Rabe unterstellen, dass er eine Ergebnisorientierung als die Kundenorientierung definiert. Doch es stellt sich die Frage, ob es ausreichend ist, die Ergebisse zu betrachten und reaktiv mit der von Coaches aus den Behörden die Ergebnisse der Schulen verbessert. Nun drehe man den Spieß mal um und denke an eine proaktive Verbesserung an Schulen. Diese kann nur dann anfangen, wenn die Prozess eindeutig definiert sind und man umgangssprachlich weiß, was man tut. Selbstredend sind Schulen stark regulierte Institutionen und füllen den Bildungsauftrag der Länder aus. Dennoch sind noch immer hohe Freiheitsgrade möglich und in der Realität auch vorhanden. Man betrachte dabei nur die Möglichkeiten der Erfüllung der Lehrpläne: So wie vor vielen Jahren oder mit neuen Methoden? Die meisten Schüler (und womöglich auch viele besorgte Eltern) würden letzteres bevorzugen. Es stellt sich dann aber die Frage, was für neue Methoden sollen angewandt werden. Darauf geht der Senator Rabe ebenfalls ein und äußert sich dahingehend, dass hervorragende Lehrkräfte in einem Team zusammen gestellt werden und dieses Team "geht an Schulen, hospitiert im Unterricht und berät Lehrer pädagogisch – wie Coaches. Das wird sehr gut angenommen." Offen bleibt in seinen Ausführungen jedoch, wo er den "Kunden" als Leistungsempfänger sieht. Als grundlegendes Merkmal eines guten Unterrichts (und damit wohl auch eines qualitativ guten Unterricht und damit auch von zufriedenen Kunden) ist eine möglichst geringe Quote an Ausfallstunden. Der grundsätzliche Ansporn die Kinder und Jugendlichen an den Schulen nicht frühzeitig nach Hause zu schicken ist ein guter Ansatz!

Aus unserer Sicht bleibt es nicht aus, dass sich Schulen mit ihren Prozessen und hierbei im besonderen, wie in der Wirtschaft, mit den Leistungsprozessen beschäftigen. Ein spannendes Projekt wäre doch die Erstellung einer Prozesslandkarte in einer Schule. Darauf aufbauend die Weiterentwicklung des Prozessgedankens und daraus abgeleitet die ständige Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Aus unserer Sicht ein Projekt mit Zukunft und ein Projekt mit hoher sozialer Verantwortung.

"Der Lehrer hat den Rohstoff unseres Landes in der Hand." (Matthias Platzek)

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Start in das Jahr 2015

Es bleibt spannend im Bereich des Qualitätsmanagements! Wir werden auch zu Beginn des Jahres unsere Beiträge zur anstehenden Revision der ISO 9001 fortführen. Allgemein betrachtet sehen wir das gesamte Jahr 2015 eindeutig durch die Normrevision geprägt. Neben der Revision der Norm ISO 9001 werden wir uns mit den tangierenden Normen und Bereichen ebenfalls auseinander setzen.

Direkt im Januar führen wir unsere Beitragsreihe zur Normenrevision mit folgenden Themen fort:

Die Logik der anstehenden Normrevision ISO 9001:2015

Wandel der Normenphliosophie

Das Auditwesen auf neuen Werten mit der Normrevision ISO 9001:2015

Dokumentierte Informationen vs. Dokumentierte Verfahren

Die Rolle des Qualitätsmanagementbeauftragten und des Beauftragten der obersten Leitung

Risikoanalyse: Wie umsetzen?

Neben der Revision der Norm ISO 9001 werden wir auch rechtliche Aspekte im Qualitätsmanagement beleuchten und freuen uns natürlich auf die Fragen und Beiträge unserer Leser, die wir beantworten dürfen.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2015

Wir wünschen allen Followern ein besinnliches und gutes Weihnachtsfest im Kreise der Angehörigen und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2015!

Montag, 22. Dezember 2014

HLS - High Level Structure

In vielen Berichten in Fachzeitschriften und auf vielen Bildungsveranstaltungen wird immer wieder die neue "High Level Structure" der Norm ISO 9001 angesprochen. Da nicht alle Anwender der Norm bereits auf Seminaren waren, wollen wir gern einen Einblick in die Hintergründe und die Auswirkungen der neuen Normkapitelstruktur geben und damit verbunden natürlich auch auf die einzelnen Kapitel eingehen.

Ein sicherer Aspekt für die Anwender ist bereits Folgender: Die hier vorgestellte Kapitelstruktur ist bereits verabschiedet und wird sich somit in der neuen Revision ISO 9001:2015 wiederfinden.
Mit der neuen High Level Structure will die ISO eine grundlegende Struktur für den inhaltlichen Aufbau von Managementsystemnormen schaffen. Als weitere Norm wird z.B. auch die ISO 14001 (Umweltmanagementsysteme) in der kommenden Revision die High Level Structure übernehmen.

Die High Level Structure wurde wie folgt festgelegt:


1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe und Definitionen
4. Kontext der Organisation

- Verstehen der Organisation und ihres Zusammenhangs
- Erfordernisse und Anforderungen
- Anwendungsbereich
- Managementsystem

5. Führung

- Allgemeines
- Verpflichtung der Leitung
- Politik
- Organisatorische Funktionen, Verantwortungen und Befugnisse

6. Planung

- Maßnahmen zur Erkennung von Risiken und Chancen
- Ziele und Pläne zu deren Erreichung

7. Unterstützung

- Ressourcen
- Kompetenz
- Bewusstsein
- Kommunikation
- Dokumentierte Information

8. Betrieb

- Betriebliche Planung und Lenkung

9. Leistungsbewertung

- Überwachung, Messung, Analyse und Beurteilung
- Internes Audit
- Managementbewertung

10. Verbesserung

- Nichtkonformität und Korrekturmaßnahmen
- Ständige Verbesserung



Diese neue Struktur enthält noch einige bekannte Elemente aus dem derzeitigen Aufbau der ISO 9001-Norm (ISO 9001:2008), zeigt aber dennoch in ihrem Aufbau und Logik gravierende Unterschiede.

Den Aufbau und die dahinterliegende Logik werden wir Anfang des Jahres 2015 thematisieren und unseren Leser näher erläutern.

Freitag, 19. Dezember 2014

ISO/TS 16949:2015?

Sicherlich eine der spannendsten Fragen im Qualitätsmanagement der Automobilzulieferindustrie: Wird es auch eine Revision der ISO/TS 16949 geben?
Zum Hintergrund: Die ISO/TS 16949 erweitert die ISO 9001 um automobilspezifische Inhalte. Somit ist die ISO 9001 ein integraler Bestandteil. Bis vor kurzem war es nicht eindeutig, wie die IATF (International Automotive Task Force), als Hüterin der ISO/TS 16949, mit der Revision der ISO 9001 umgehen wird.
Seit dem 05. Dezember ist es beschlossen: Eine Arbeitsgruppe wurde mit dem Arbeitsauftrag eingesetzt, einen Vorschlag für die Umsetzung der neuen Struktur und der neuen Anforderungen aus der Revision der ISO 9001:2015 umzusetzen (auf dem aktuellen Stand des veröffentlichten DIS). Die Arbeitsgruppe besteht aus den Mitgliedern der IATF und somit aus den renommiertesten Automobilbauern der Welt. Als ersten Arbeitsauftrag wird die Arbeitsgruppe sicherlich die Diskussion führen müssen, wie die neue High-Level-Structure (HLS) der neuen ISO 9001-Revision umgesetzt werden kann. Diese neue Struktur ist bereits vom zuständigen ISO-Revisionskommitee beschlossen und wird kommen. Weitere Diskussionspunkte werden sicherlich auch der geforderte Umgang mit Risiken und der Wegfall der bekannten "Dokumentierten Verfahren".

Diese Entwicklung im Normenwesen der Automobilindustrie zeigt, was die ISO 9001 noch immer ist: Eine Basis und ein Richtungsgeber für Qualitätsmanagementsysteme in vielen Industriezweigen.